Achersheim Truchtersheim Handball, HV Olten, SV Allensbach, SiR 1o Mayo, BSV Stans – nach einer vierwöchigen, intensiven Testspiel- und Vorbereitungszeit geht das SPL1-Team gestärkt mit neuem Kader in die Woche des Saisonstarts 2021/2022. Urs Mühlethaler nominiert die beiden Routiniers Michelle Schmied (seit 2015 bei Rotweiss) und Sibylle Peronino (seit 2014 bei Rotweiss) zu Kapitäninnen des neuen Teams und übergibt ihnen die Aufgabe, auch bei Gegenwind den Weg beizubehalten.
Rotweiss Thun trifft die beiden Spielerinnen nach dem letzten Testspiel gegen Benfica Lissabon und spricht mit ihnen über die Vorbereitungsphase, das neue Kader und ihre Einschätzung vor dem ersten Pflichtspiel.
Im letzten Sommer hat Rotweiss grosse Saisonziele ausgegeben und landete am Ende mit Platz 5 weit unter den eigenen Erwartungen. Wie war der Umgang im Anschluss damit und konntet ihr mit der Enttäuschung abschliessen?
Michelle Schmied (MS): Nach einer intensiven Analyse haben wir recht schnell damit abschliessen können und den Fokus nach vorne gerichtet. Etwas anderes war auch kaum möglich, da wir in der neuen Saison ein komplett neues Team sind und uns darauf konzentrieren mussten, auf und dem neben Feld schnellstmöglich zusammenzufinden und zu koordinieren.
Sibylle Peronino (SP): Die Saison ist für uns, so früh wie nie, bereits Ende März zu Ende gegangen. Nach also fast sechs Monaten werfen wir keinen Blick mehr zurück.
Das Kader wurde stark umgebaut. Habt ihr das Gefühl alle neuen Spielerinnen sind mittlerweile in Thun angekommen und in der Mannschaft integriert?
MS: Es ist sicher völlig normal, dass das einige Zeit braucht. Es gibt nun ganz andere Team-Konstellationen, wenn Leaderinnen plötzlich nicht mehr dabei sind. Aber ich würde sagen, wir haben die Vorbereitung sehr gut genutzt und eine gute Basis geschaffen. Es geht immer weiter vorwärts.
SP: Ich denke, es war sehr wichtig, dass wir jetzt kurz vor der Meisterschaft noch einmal ein langes Wochenende aufeinander gehockt sind und uns auch neben dem Feld richtig gut kennenlernen konnten. Mein Gefühl ist, dass das Wochenende in Lissabon unserem Team den letzten Schliff gegeben hat.
In der neuen Mannschaft muss jede erst einmal ihre neue Rolle in der Gruppe finden. Euer Trainer Urs Mühlethaler hat euch nun das Amt der Kapitäninnen übergeben. Wie habt ihr die Entscheidung aufgenommen? Habt ihr dies erwartet oder seid davon überrascht worden? Wie ist eure Aufteilung in der Funktion?
SP: Wir haben eine Freestyle-Aufteilung.
MS: (lacht) Wirklich?
SP: Nein, aber wir handeln sicher situativ. Michelle übernimmt auf dem Feld die Leader-Rolle. Sie ist die Chefin, das kommt auch durch ihre Position auf Mitte. Da ist sie wirklich recht schnell und gut reingewachsen. Ich bin mehr diejenige, die gegenüber dem gesamten Team die Meinung sagen kann. Michelle ist da individuell diplomatischer unterwegs. Wir ergänzen uns sehr gut und haben eine gute Kommunikation untereinander.
MS: Über das Vertrauen von Urs habe ich mich persönlich sehr gefreut, es ist ein grosses Zeichen von Wertschätzung. Es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Verantwortung übernehme ich sehr gern.
Um unser gemeinsames Ziel zu erreichen – was wir alle letztlich nur zusammen schaffen – bringen Sibylle und ich gerne all unsere gemeinsame Erfahrungen mit ein und wir versuchen voran zu gehen.
Rotweiss Thun war im August in Frankreich, Deutschland und zum Schluss in Portugal. Zwischendurch zwei Tests gegen die SPL2. Es waren intensive vier Wochen mit reichlich Tests aus verschiedensten Ländern und Ligen. Was ist euer Fazit der vergangenen Wochen?
SP: Es war für uns richtig wichtig, diese acht Spiele umzusetzen, da unser gesamter Rückraum neu ist und Spielpraxis brauchte, um sich zu finden. Wir hatten unterschiedlich starke Testspielgegner und haben festgestellt, wir verlieren, (wenn wir nicht alles geben) dies oft an uns liegt. Heisst für uns: Wenn wir unsere Leistung abrufen, können wir jeden Gegner schlagen
MS: Die Vorbereitungsspiele waren perfekt, um uns zu zeigen, wo wir gerade stehen. Was funktioniert? Und was eben gerade nicht. Die Ergebnisse haben für uns eher eine Nebenrolle gespielt, es ging vorrangig darum, zusammen zu finden.
Zum Abschluss standen drei volle Tage in Lissabon an – drei Testspiele gegen u.a. einem namenhaften und starken Gegner wie Benfica Lissabon. War das hilfreich?
MS: Für mich persönlich haben die drei Tage eine wahnsinnig wichtige Rolle gespielt. Auf dem Feld, neben dem Feld. Wir konnten unser Vertrauen untereinander stärken. Wir hatten Tiefs und Hochs, für unseren Teamzusammenhalt war das Top. Zusammen reisen, fliegen, kaputt und müde sein, parat sein und aufraffen, freuen und lachen. Wir haben hier eine kleine Geschichte für uns geschrieben, worauf wir uns immer wieder berufen können und gerne erinnern werden.
SP: So ist es!
In Kürze stehen dann gleich zwei Highlights an: Das erste Pflichtspiel auswärts in Kreuzlingen und der Samstag darauf am 11. September das grosse Vereinsjubiläum in Thun. Was ist eure Einschätzung vor den beiden Spielen/Events?
MS: Für uns ist das wichtigste, beides voneinander zu trennen und klar von Spiel zu Spiel sehen. Gegen Kreuzlingen haben wir den ersten Geradmesser und werden sehen, wo genau wir stehen. Wir wollen Selbstvertrauen tanken und uns für eine gute und disziplinierte Vorbereitung belohnen. Das Jubiläumsfest ist für uns das Zückerli obendrauf – natürlich steht die Partie gegen Herzogenbuchsee ganz klar im Vordergrund. Allgemein freuen wir uns für den Verein, nach sehr langer Zeit viele liebe Vertraute und Ehemalige wiederzusehen und nach der Coronazeit wieder zusammenzustehen, zusammen feiern, zusammen an einem Strang ziehen. Das wird nicht nur unserem Team, sondern dem gesamten Verein richtig guttun.
SP: Das Jubiläumsfest steht für uns noch nicht im Fokus, wir sind im Kopf gerade voll bei Kreuzlingen. Da wollen wir zeigen, was wir können. Gegen Herzogenbuchsee ist klar, dass wir Zuhause gewinnen müssen. Wir wollen schliesslich eine tolle Jubiläumsfeier! (grinst)
Bei unserem Vereinsfest freue ich mich vor allem nach so langer Zeit wieder Freunde, Fans und Stimmung in der Gotthelfhalle zu haben, das haben wir wirklich vermisst. Als Spielerin bringt einem die Unterstützung von der Tribüne enorm viel und daraus werden wir am 11. September noch mehr Energie aufs Spiel übertragen.
Der Verein bedankt sich für eure Zeit am Gate 18 am Flughafen in Lissabon und drückt alle Daumen für einen gelungenen Saisonstart. Gute Heimreise und Hopp Thun!