im Gespräch mit Mental-Trainer Nino Paneduro
Job, Uni, Beziehung, Familie, Handballtraining, Match: Das Training am Abend und jede Einheit mit 100% zu bestreite, mit Kopf und Körper voll dabei zu sein, mag so manches Mal einem Jonglierakt gleichen. Hinzu kommen Verletzungen, Niederlagen, bis zum internen Konkurrenzkampf. Ist der Einsatz von Mental Coaching im Leistungssport schon Alltag? An welchen Schrauben dreht ein Mental-Trainer? Im Gespräch mit Nino Paneduro.
Nino Paneduro ist Geschäftsführer der eigens gegründeten Perfomance Academy für Business und Sport, ist seit über 10 Jahren in diesem Bereich tätig. Er hat bei Rotweiss Thun mehrere Teamcoaching-Einheiten absolviert und betreut diverse Spielerinnen der SPL1 in 1:1-Settings.
Es geht um Ziele, ängste und Visionen
Mental-Training ist stetige Entwicklung, weiss Nino. „Kann ein Spieler oder eine Spielerin nicht zu der Absicht stehen, sich verbessern zu wollen, macht eine Zusammenarbeit kaum Sinn. Ein Athlet oder eine Athletin muss bereit sein, Zeit zu investieren, um die eigenen Ziele erreichen zu wollen. Es ist ein wichtiges Teil der eigenen Persönlichkeitsentwicklung.“ Eine Zusammenarbeit mit einem Sportler oder Sportlerin ist sehr persönlich. Es geht um die eigenen Ziele, die eigenen Wünsche und grosse Visionen. Oft auch um Ängste und wie man lernt, diese selbst zu bewältigen. Nino Paneduro arbeitet im Sportbereich derzeit mit 60% HandballerInnen, 20% Motocross-FahrerInnen und nochmal 20% aus diversen Sportarten wie Leichtathletik, Tennis oder Golf. Hauptsächlich betreut er SportlerInnen (Einzel- oder aus Teams) im 1:1-Coaching. Das 1:1-Coaching hat laut dem zertifizierten Mental-Trainer den Vorteil, dass er individuell viel stärker auf die einzelne Person eingehen kann und sich somit im Coaching viel mehr Tiefe ergibt. Ein kleinerer Teil seiner Arbeit macht das Vereins-Coaching aus, in dem er ein gesamtes Team im mentalen Bereich betreut. Hier ist die Zusammenarbeit und die Schwerpunktthemen des TrainerIn sehr relevant.
Nach meinem Achillessehenriss habe ich komplett das Vertrauen in meinen Körper und dessen Fähigkeiten verloren
Milena Kaeslin
„Nach meinem Achillessehenriss habe ich komplett das Vertrauen in meinen Körper und dessen Fähigkeiten verloren“, erinnert sich Milena Kaeslin, Kapitänin von Rotweiss Thun. „Kann ich nach der Heilung wieder auf dem SPL1-Niveau spielen? Werde ich weiter so explosiv wie zuvor sein können? Was kann ich meinem Körper zutrauen? Auch aus meinem Umfeld wurden die Stimmen laut, ob es nicht an der Zeit wäre, meine Handballkarriere zu beenden.“ Mit dem eigenem, hohen Anspruchsdenken wurde der näher rückende Tag des Comebacks nach der Verletzung mehr zum Angsttraum als zur lang ersehnten glücklichen Rückkehr aufs Handballfeld. „Nino erarbeitete mit mir Rituale und Handlungsmöglichkeiten, um meine Nervosität zu nehmen und dem wichtigen Comeback-Tag nicht so viel Bedeutung zu schenken, um mit mehr Freude ins Spiel zu gehen. Auch arbeitete er beispielsweise an meinem Mindset, um mich nach Fehlwürfen nicht mit Frust zu beschäftigen, sondern schnell wieder auf den Spielverlauf zu konzentrieren.“
Nach einer Verletzung erfolgreich „wieder auf die Platte zurückzukehren“, ist der mentale Aspekt in der Planung „enorm wichtig“, so der zweifache Familienvater und Coach, der auch einige Handballer von Wacker Thun betreut.
Als ehemalige erfahrene Nationalspielerin ist Nöelle Striffeler-Frey schon häufiger mit Mental-TrainerInnen in Berührung gekommen.
In der Zeit, als Nino zu Rotweiss ins Teamtraining gekommen ist, ging ein richtiger Ruck durchs Team. Alle waren bereit zu kämpfen und in der Abstiegsrunde war das Mentaltraining genau der fehlende Boost, der uns Stärke gegeben hat.
Nöelle Striffeler-Frey
„Momentan wird noch sehr viel Potential liegen gelassen, weil man noch nicht genau weiss, wie man selbst vorgehen soll. Wie kann ich beispielsweise Spiele selbst besser vorbereiten? Diese Frage stellen sich viele, wissen aber dann nicht unbedingt weiter.“
Nur mit klarem Kopf ist Wachstum möglich
Das sind alles Punkte, die man aufbauen und lernen muss, meint Nino. Die Entwicklung einer Siegermentalität kombiniert mit Entwicklung und kontinuierliches Wachstum sei ein absolutes Muss. „Dieser Wandel im Kopf ist mein Bestreben, dass diese Veränderung wächst. Dass eine Klarheit im Kopf entsteht, mit dem Vertrauen und dem Wissen, dass ich bereit bin und dass ich auch schwierige Spiele entscheiden kann. Dass dies jeder im Team weiss und dies auch signalisiert, mit diesem Vertrauen, diesem Können, mit dieser Energie zu zeigen, JA ich kann DAS!
Diese Denkweise ist noch neu. Verstehen tun das erfahrungsgemäss noch nicht viele und dies gilt es nun aufzubauen. Der Kopf hat einen grossen Einfluss auf wichtige Re- und Aktionen. Es ist eine neue Materie, die man zuerst lernen sollte. Wie bei einer neu zu erlernenden Sprache.“
Mental-Training und -Entwicklung sind nie abgeschlossen, schlussfolgert Nino Paneduro. Es ist ein stetiger Prozess. Im Spitzensport- und auch in unserem Verein bei Rotweiss Thun – ist diese Entwicklung nicht mehr wegzudenken.
Text: Rotweiss Thun
Mehr Infos zu Nino: https://www.nino-paneduro.com