Rotweiss Thun verliert in der dritten Runde des europäischen Challenge Cup gegen das spanische Profiteam von Mecalia Atletico Guardes mit 17:25 (1112). Das Kräfteverhältnis kommt im Resultat schlecht zum Ausdruck, führten die Thunerinnen doch nach 40. Minuten noch mit 15:14. Die Chancen aufs Weiterkommen sind nur noch theoretischer Natur.
«Es war während 40 Minuten ein Traum und ein cooles Spiel» blickte Kira Zumstein nach der Partie zurück. Die 20jährige war für die Regie in der Offensive verantwortlich. «Die Stimmung der vielen Zuschauer trugen wesentlich dazu bei, dass wir uns wohlfühlten.» Weniger gut klappte es mit dem Toreschiessen. «Wir haben zu schnell den Abschluss gesucht, statt den Ball zirkulieren zu lassen. Auch die Uebergänge und die Zuspiele an den Kreis klappten nicht.» In letzterem Punkt trifft sie den Nagel auf den Kopf. Mehrmals zeigte Kreisläuferin Noëlle Frey an, dass sie anspielbar wäre. Doch die Rückraumakteurinnen kamen gegen die offensive Abwehr der Spanierinnen gar nicht erst dazu, den Pass an den Kreis zu spielen. Die Gäste waren sehr schnell auf den Beinen und scheuten sich nicht, tatkräftig zuzupacken.
Prunkstück Defensive hielt lange …
Nationalspielerin Noëlle Frey ist sich internationale Einsätze und deren Härte gewöhnt. «Als Abwehrchefin hat mir unser Defensivverhalten nicht gefallen. Beim 6-0 waren wir zurückhaltend. Wir getrauten uns nicht, unseren Körper zu gebrauchen. Auch erstarrten wir von der Schnelligkeit der Südländerinnen.» Auch Trainer Peter Bachmann bemerkte dies und stellte nach seinem ersten Timeout auf 5-1 um. Nach einer kurzen Anpassungsphase, welche die Gäste auf 4:8 davonziehen liess, griff diese neue Strategie. Dauerläuferin Milena Kaeslin versuchte mit einem Pressing auf Antreiberin Patricia da Silva Lima, den Schwung der Ibererinnen zu bremsen. Dies gelang immer wie besser, wenngleich die Kreiszuspiele weiterhin brandgefährlich waren. Bis zum Seitenwechsel kamen die Thunerinnen auf 11:12. Dies auch ein Verdienst von Karmen Korcenic. Die 26jährige slowenische Torfrau der Bernerinnen parierte elf Bälle, darunter zwei Siebenmeter und hielt damit ihr Team im Spiel. Aus der Defensive rasch in die Offensive umschalten, wäre eine der Schachzüge gewesen, welche die
Thunerinnen hätten anwenden. Dies gelang nur selten, weil die Spanierinnen agil und wendig waren und hoch konzentriert ans Werk gingen. Ihr Fehlzuspiel in der Offensive in die Hände von Kaeslin, welche über das ganze Feld eilte und die Nerven behielt, die gegnerische Keeperin zwischen den Beinen zu erwischen und so zum 12:12 auszugleichen, war eine der raren Möglichkeiten. Und gleichwohl hiess es nach Adriana Lehmanns zweitem Tor vom rechten Flügel in der 39. Minute 15:14. Die Thunerinnen führten erstmals. Es sollte aber auch das letzte Mal in dieser Partie sein.
Die Kaderbreite entschied
Vorne trafen die Thunerinnen dreimal in Folge nur die Torumrandung. Kam hinzu, dass gerade in dieser wichtigen Spielphase von den beiden Unparteiischen nicht auf beiden Seiten mit den gleichen Ellen gemessen wurde. Während Viererschritte von Guardes Spielerinnen bei den Torerfolgen toleriert wurden, sanktionierten sie bei den Thunerinnen Körpertouchen als Stürmerfoul. Die Thunerinnen gerieten aus dem Tritt und zollten auch dem schmalen Kader ihren Tribut. Während die Guardeserinnen zwölf gleichwertige Profi-Feldspielerinnen einsetzen konnten,
mussten die Thunerinnen weitgehend mit sieben Feldspielerinnen mit Amateur-Status auskommen. So blieben die Thunerinnen während achtzehn Minuten ohne Torerfolg und sahen die Felle ihrer Anstrengungen davonschwimmen. Die Konzentration und die Kraft liess merklich nach bei den Rotweissen.
«Ich bin vom Resultat enttäuscht. Wir haben ein gutes Spiel gezeigt und den Kampf angenommen»
analysierte Bachmann die Leistung seines Teams.
Nicht wiederholt hat sich das Wunder vor genau einem Jahr an gleicher Stätte. Damals trotzten die Thunerinnen Rincon Malaga ein 28:28 ab. Da spielte aber auch eine Lucia Weibelova bei den Thunerinnen, die verletzungsbedingt nur als Zuschauerin die Partei verfolgte.
Daniel Küenzi
Telegramm
Rotweiss Thun – Mecalia Atletico
Guardes 17:25 (11:12)
Gotthelfhalle. – 372 Zuschauer. – SR:
Kulovic (BIH)/Skaljic (BIH).
Strafen: 2xZweiminuten gegen Rotweiss; 4xZweiminuten gegen Guardes.
Rotweiss Thun: Korenic/Peronino; Nora Gerber, Rotondo (5/1), Lehmann (2), Strupler, Kaeslin (2), Zumstein (6), Nina Gerber, Weinekötter, Karlen, Frey, Eberhart (1), Schmied (1).
Mecalia Atletico Guardes; Carratu Santoro/Ezbida Beharano; Perez Buforn (9/5), Marques Santiago (4), Sempere Herrera (2), Perez Alonso (2), Da Silva Lima (4), Bravo Baldomero (2), Descalzo Perez (1), Barbosa Carrera, Urban Medel (1), Valero Jodar, Gomez Suau, Carratu Santoro, Mazza (1), Campos Costa.
Bemerkungen: Rotweiss ohne Weibelova und Knecht (beide verletzt).